16.05.2006

Günstiges Klima für die Bioenergie an Nord- und Ostsee


ISH-Gastgeber Dr. Winfried Dittmann (l.) und Prof. Dr. Hans-Jürgen Block (Mitte hinten) mit Eckhard Fangmeier (2. v. r.) und Gastreferenten Heinrich Kaufmann (Schweden) und Ando Leppiman (Estland)
Ein ganzes Dorf mit Elektriziät und Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen versorgen und dabei soviel Energie produzieren, dass noch zusätzlich Geld in die Gemeindekasse fließt – kein Märchen, sondern seit Ende 2005 Realität im niedersächsischen Jühnde. Der Initiator des Projekts und inzwischen Vorstand der Betreibergesellschaft, Eckhard Fangmeier, hat das bundesweit erste Bioenergiedorf heute (16. Mai 2006) auf einer Bioenergiekonferenz in Kiel im Haus der Wirtschaft vorgestellt. Auf Einladung des Ministeriums für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein und der Innovationsstiftung Schleswig-Holstein diskutierten rd. 50 Fachleute aus Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Norwegen und Schweden über Möglichkeiten, Biomasse verstärkt energetisch zu nutzen. Die meisten von ihnen arbeiten seit Anfang 2004 in dem EU-Projekt „ProBioEnergy“ zusammen. Aus dem estnischen Wirtschaftsministerium in Tallinn wird Ando Leppiman zu den Zukunftsperspektiven der Bioenergie in der Ostseeregion vortragen. Leppiman ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe Bioenergie von BASREC, einer Organisation von EU-Kommission und Ostseeanrainerstaaten zur Energiezusammenarbeit.

„Die Primärenergieerzeugung aus Biomasse liegt derzeit bei nur einem Prozent, es könnten theoretisch 13 Prozent erreicht werden. Bioenergie eröffnet Chancen für einen künftigen Wachstumsmarkt. Ziel ist es, Arbeitsplätze in der gesamten Region zu erhalten und neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen“, sagte Jost de Jager, Staatssekretär im Kieler Wirtschaftsministerium bei der Eröffnung der Konferenz. Die Veranstaltung biete ein gutes Forum, um Best-Practice-Beispiele auszutauschen und die Zusammenarbeit und Vernetzung zu stärken.

Carsten Thomsen-Bendixen, Vorstand der Innovationsstiftung Schleswig-Holstein, zog eine positve Zwischenbilanz des Projekts „ProBioEnergy“. Das angestrebte Hauptziel, die Informations- und Beratungsangebote in Schleswig-Holstein rund um das Thema Bioenergie auszubauen, sei erreicht worden. Beispielhaft nannte er die Holzpelletkampagne mit Infoständen auf den Messen Norla, Nordbau und new energy Husum und einem von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein entwickelten Holzpelletcheck. Auf der eigens entwickelten Internetseite „www.zukuenftig-bionergie.de“ fänden Interessierte vielfältige weitere Informationen rund um das Thema Bioenergie. Außerdem sei ein Film mit dem Titel „Zukünftig Bioenergie in Schleswig-Holstein“ gedreht worden, der gut nachgefragt werde.

Im Jahr 2005 sei das Thema Biogas als neuer Schwerpunkt entwickelt worden, so Thomsen-Bendixen weiter. Der Bedarf an Forschung und Entwicklung sei hier noch erheblich. Es gelte, Biogasanlagen künftig technisch optimal zu betreiben und einen kalkulierbaren Ertrag zu erzielen. Das neue Netzwerk "Energieerzeugung aus Biomasse" bringe nicht nur Wissenschaft und Wirtschaft in diesem Fachgebiet zusammen, es führe auch zu Erkenntnissen, wie sich der Betrieb von Biogasanlagen betriebswirtschaftlich rechnen könne. Koordinatorin des Netzwerkes ist Dr. Helga Andree von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Kurzinformation zum Projekt "ProBioEnergy":

Mit dem Projekt „Promotion of Bioenergy by Marketing, Implementation and Trading in the North Sea Region“, kurz ProBioEnergy, soll die energetische Nutzung der Biomasse in der Nordsee-Region ausgebaut werden. Sieben Institutionen aus den Ländern Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Norwegen und Schweden arbeiten seit Januar 2004 in dem Projekt zusammen. Gefördert werden vor allem Informations- und Beratungsangebote, aber auch die pilothafte Einrichtung von Pelletheizungen oder Biogasanlagen. Das Projektvolumen beträgt rd. 2 Mio. €, davon sind etwa die Hälfte EU-Mittel aus der Gemeinschaftsinitiative INTERREG III B „Nordsee“. Schleswig-Holstein verfügt mit rd. 920 T€ über etwa die Hälfte des Projektetats. Das Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr  und die Innovationsstiftung arbeiten hier mit den Partnern Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Investitionsbank/Energieagentur und Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein eng zusammen.

ProBioEnergy läuft noch bis Ende 2006.