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13.01.2006 Bioenergie

Umweltbundesamt setzt auf Nutzung von Biomasse, aber: Produktion dürfe Umwelt nicht belasten

Aufbruchstimmung bei Landwirten in Deutschland: Seit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vor zwei Jahren investieren nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) immer mehr Landwirte in Biogasanlagen und bauen - mit staatlicher Unterstützung - nachwachsende Rohstoffe wie Raps, Mais oder Getreide an. Das sei gut für den Klimaschutz, weil Bioenergie klimaschädliche fossile Energieträger wie Erdöl, Kohle und Erdgas ersetze. Außerdem helfe Biomasse dabei, die Abhängigkeit von Energieimporten zu senken. "Wir machen uns auch in Zukunft für den Ausbau der energetischen Biomassenutzung stark", sagte Dr. Thomas Holzmann, Vizepräsident des Umweltbundesamtes, anlässlich der Eröffnung der Grünen Woche in Berlin - und fügte gleich eine Einschränkung hinzu: "Produktion und Nutzung der Biomasse müssen nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit erfolgen und dürfen die Umwelt - etwa durch Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz - nicht zusätzlich belasten." 

Das UBA untersucht deshalb, unter welchen Bedingungen die energetische Nutzung der Biomasse dauerhaft umweltgerecht ist und dem Klimaschutz am meisten dient: Zum Beispiel ist der großflächige und industrialisierte Anbau nachwachsender Rohstoffe aus Sicht des UBA nicht unproblematisch, weil große Erträge einen hohen Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz erfordern. Düngemittel setzen Treibhausgase wie Lachgas (N2O) frei und können, ebenso wie Pflanzenschutzmittel, Boden und Grundwasser schädigen – „ein Kreislauf, der alles andere als erwünscht ist“, hieß es aus Berlin. Deshalb fordert das UBA für den Anbau der Energiepflanzen die gleichen Bedingungen wie für die Lebensmittelproduktion.


Auch sei die Energienutzung selbst zu verbessern: Bisher werde die bei der dezentralen Stromproduktion aus Biogas entstehende Wärme viel zu wenig genutzt. Laut UBA sind das rund 70 Prozent der eingesetzten Energie. Häufig falle die Wärme dort an, wo keine Abnehmer existieren.

Wärme lässt sich - anders als Gas - nicht über weite Strecken transportieren. Eine Lösung wäre, Biogas ins Erdgasnetz einzuspeisen. Das setzt jedoch in den meisten Fällen eine Aufbereitung des Biogases auf Erdgasqualität vor der Einspeisung voraus. Diese sei derzeit jedoch nicht wirtschaftlich, hieß es. Daher sei zu prüfen, welche Schritte oder Instrumente erforderlich sind, um die Einspeisung wirtschaftlich zu machen.

Mit etwas Sorge sieht das UBA die erhöhte Nachfrage nach Biomasserohstoffen. Auch für Biomasse gelte: Sie steht nicht unbegrenzt zur Verfügung. Nur auf Flächen, die nicht für den Nahrungsmittelanbau, die Holzwirtschaft und die Funktionen der Ökosysteme zum Erhalt der weltweiten Lebensgrundlagen notwendig sind, sei ihre Produktion dauerhaft umweltgerecht möglich. Die erhöhte Nachfrage werde dazu führen, dass Biomasse im Zuge des weiteren Ausbaus dieser Energiequelle knapper wird und sich die Preise dafür erhöhen. Obwohl noch längst nicht alle Biomassepotenziale in Deutschland erschlossen sind, könnten deshalb künftig Importe an Bedeutung gewinnen.

Derzeit gehen laut UBA in Deutschland tierische Fette und Altöle vorwiegend zur Verwendung in die chemische Industrie. Bei nachwachsenden Rohstoffen steht momentan noch der Rapsanbau für die Biodieselproduktion im Vordergrund. Einen anderen Teil der nachwachsenden Rohstoffe verwertet die Industrie stofflich und ersetzt dadurch Erdöl - zum Beispiel in der Wasch- und Reinigungsmittelproduktion oder als biologisch abbaubares Verpackungsmaterial. Würde Biomasse teurer, gefährde dies laut UBA die Wirtschaftlichkeit sowohl der industriellen als auch der energetischen Verwertung und könnte die Entwicklung eines Biomasseenergiemarktes beeinträchtigen. „Es gilt daher, die verfügbaren Biomassen so einzusetzen, dass daraus der größtmögliche Vorteil für den Klimaschutz erwächst“, hieß es.

Foto: PhotoCase.com


 
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