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22.08.2006 Wind- und Sonnenenergie / Maritime Wirtschaft

Rotor statt Segel: Außergewöhnlicher Katamaran der Uni Flensburg kommt nach Kiel

Wer Glück hatte, konnte bereits vor zwei Wochen in der Flensburger Förde eine Fahrt der besonderen Art beobachten. 6,10 Meter lang und 4,50 Meter breit ist das Boot, mit dem Ole Hillenbrand zu Testzwecken unterwegs war und das unter der Leitung von Prof. Dr. Lutz Fiesser an der Uni Flensburg entwickelt wurde. An sich keine ungewöhnlichen Maße, zumal wenn es sich um eine Konstruktion mit zwei Rümpfen handelt. Doch sowohl der Schiffstyp, die Proa, als auch der Antrieb, der Flettner-Rotor, sind schon separat betrachtet in heimischen Gefilden höchst selten. Am vergangenen Sonntag wurde die einmalige Konstruktion im Rahmen der Flensburg Nautics getauft und ganz offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Gelegenheit, die „UNIKAT“, so der treffende Name des Bootes, auch in Kiel zu bestaunen, gibt es am 2. und 3. Oktober. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit wird der außergewöhnliche Uni-Katamaran auf Einladung der Innovationsstiftung Schleswig-Holstein (ISH) in der Hörn zu bestaunen sein.
  
Testfahrt mit Flettner-Rotor: Der Katamaran
Testfahrt mit Flettner-Rotor: Der Katamaran "UNIKAT" in der Flensburger Förde Foto/Copyright: Uni Flensburg
Auch wenn der eine oder andere Segler zunächst skeptisch die Stirn runzeln mag: Die „UNIKAT“ fährt – auch ohne Tuchsegel. Ein Zylinder, angetrieben von einem Elektromotor, dreht sich, lenkt den Wind ab, und das Boot bewegt sich vorwärts. „Der Flettner-Rotor macht im Grunde genommen nichts anderes als ein herkömmliches Segel. Doch sein Wirkungsgrad ist viel besser, etwa um den Faktor zehn", erklärt Fiesser, der als Geschäftsführender Direktor das Institut für Physik und Chemie und ihre Didaktik an der Uni Flensburg leitet.

Was der Rotor braucht, ist Strom. Um ihn zu erzeugen, wurden auf dem Katamaran hochwirksame Solarzellen angebracht. Der elektrische Außenborder ist damit lediglich den An- und Ablegemanövern vorbehalten.

Bereits vor rund 15 Jahren hatte Fiesser damit angefangen, sich mit dem alternativen Antrieb zu beschäftigen. Ole Hillenbrand und Jürgen Rank, Studenten der Universität Flensburg, waren neben dem Bootsbauer Robert Schmidbauer maßgeblich an der Umsetzung der Idee beteiligt. Die Flensburger Sparkasse hat das Projekt unterstützt. Die Proa, ein Schiffstyp der Südsee, eignet sich nach Angaben der Tüftler hervorragend für diesen Antrieb, da das Heck zum Bug werden kann, was für diese Antriebsart geradezu ideal sei.

Der von Anton Flettner konzipierte Rotor fand in den 1920er Jahren auf zwei Schiffen Verwendung. Als Antrieb durchsetzen konnte er sich nicht – der Dieselmotor hatte die Nase vorn. Gegenüber herkömmlichen Segeln hat der Zylinder nach Ansicht von Fiesser neben der deutlich höheren Effizienz weitere Vorteile: Falls starker Wind aufkommt, müsse er beispielsweise nicht aufwändig gerefft werden. Ein einziger Mensch genüge, um die Umlaufgeschwindigkeit des Rotors zu verändern.


 
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