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11.06.2007 Hochschule / Innovation und Gesellschaft

Neue Studie des Stifterverbandes: Hochschulen oft nicht gut auf Erkenntnistransfer eingerichtet

Der Schlüssel zur Verbesserung der deutschen Innovationsfähigkeit liegt in einer engeren Zusammenarbeit von Unternehmen mit Hochschulen und Forschungsinstituten. Wie es um den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft derzeit bestellt ist, wollte der Stifterverband genauer wissen und startete im Sommer und im Herbst 2006 eine breit angelegte Fragebogenaktion. Die Ergebnisse stellt der Verband jetzt in der Studie „Innovationsfaktor Kooperation“ vor. Demnach forschen Unternehmen und Hochschulen in Deutschland verstärkt gemeinsam. Allerdings fehle es vielen Hochschulen an einer Gesamtstrategie für den Erkenntnistransfer.

Waren Kooperationen lange Zeit von Einzelbeziehungen und eher kurzfristigen Projekten gekennzeichnet, so entwickeln sich laut Studie zwischen Hochschulen und Unternehmen immer mehr strategische Partnerschaften, die langfristig angelegt sind. Zeitlich befristete Beraterverträge und Forschungsaufträge für einzelne Hochschullehrer spielten zwar nach wie vor eine Rolle. Es fehle jedoch häufig das Verständnis für die Arbeitsweise des jeweils anderen, wenn Unternehmen und Hochschulen nur vorübergehend und nur auf der Ebene weniger Personen oder Abteilungen zusammenarbeiten würden.

Vor diesem Hintergrund sei die wachsende Zahl langfristiger Kooperationen sehr positiv zu bewerten, hieß es. Allerdings stelle dies die Hochschulen auch vor neue Herausforderungen. Notwendig seien die Entwicklung einer institutionellen Gesamtstrategie, eine Bündelung und Transparenz der Einzelaktivitäten und ein professionellen Umgang mit Interessengegensätzen. Hier bestehe an vielen deutschen Forschungseinrichtungen noch Handlungsbedarf.

Die große Mehrheit der Hochschulen sei auf Kooperation und Erkenntnistransfer noch nicht gut eingerichtet, sagt Matthias Kleiner, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Verantwortlich dafür seien die „mageren Handlungsspielräume, die der Staat den Hochschulen lässt“. So genüge es nicht, den Wissenstransfer auf dem Papier zur Aufgabe der einzelnen Mitglieder der Hochschule zu machen. Die Hochschullehrer müssten auch in die Lage versetzt werden, dieser Aufgabe im Hauptamt neben Forschung und Lehre nachzugehen.

Der Generalsekretär des Stifterverbandes, Andreas Schlüter, fordert die Hochschulen dazu auf, dauerhafte Strukturen für den Wissenstransfer zu schaffen. Möglichkeiten, den Erkenntnisaustausch zu verstärken, werden in der Studie aufgeführt. Eine besonders intensive Form der strategischen Partnerschaft seien etwa Institute, die von Hochschulen und Unternehmen gemeinsam gegründet und finanziert werden. Eine wichtige Rolle in der Kooperation zwischen Hochschulen und Unternehmen könnten auch Stiftungsprofessuren übernehmen. Sie sollten nach angelsächsischem Vorbild möglichst als so genannte „endowed chairs“ eingerichtet werden. Diese ermöglichen die dauerhafte Finanzierung der Professur aus einem Stiftungskapital statt aus laufenden Zahlungen von Unternehmen, die zudem meist zeitlich begrenzt seien.

Auf einen anderen Aspekt weist Joachim Milberg, Präsident des Konvents für Technikwissenschaften acatech, hin: „Bei der Diskussion über die Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen wird die Kooperation in der Lehre bislang unterschätzt.“ Der Bologna-Prozesse böte die Chance, der Zusammenarbeit bei Aus- und Weiterbildung mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung zu verschaffen.

Die Untersuchung des Stifterverbandes liefert erstmals für Deutschland eine Gesamtschau über Stand, Hürden und Perspektiven des Austausches zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. An der Befragung, die der Studie zugrunde liegt, beteiligten sich insgesamt 232 Institutionen, darunter 100 Unternehmen, 73 Hochschulen, 34 Forschungseinrichtungen sowie 25 Verbände und Ministerien. Hinzu kamen 57 Interviews mit Meinungsführern aus dem In- und Ausland.


 
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