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11.03.2008 Lebensmitteltechnologie / Maritime Wirtschaft

Von Fischölen, Biofiltern und Löskaffee

Fisch und Fischprodukte sind in unserer Ernährung die wichtigste Quelle für langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Die so genannten Omega-3-Fettsäuren sind notwendig für den Aufbau und die Funktion der Zellmembranen und haben positiven Einfluss auf die Blutfettregulation. Ihr Verzehr hilft, Herz-Kreislauferkrankungen vorzubeugen und könnte darüber hinaus weiteren Krankheiten entgegenwirken. Doch über den Verzehr von Fisch allein erreicht der Durchschnitt der Bevölkerung nicht die Aufnahme jener Menge an Omega-3-Fettsäuren, die Fachleuten empfehlen. Aus diesem Grund werden industriellen Nahrungsmittel mit Fischöl angereichert. Einen wichtigen Aspekt dabei, die Stabilität der Omega-3-Fettsäuren, hat Sonja Berg untersucht. Für ihre Masterarbeit im Studiengang Ökotrophologie am Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde der Uni Kiel wurde die 29-Jährige jetzt mit dem „SH Food Award“ 2008 ausgezeichnet.

„Bei der Anreicherung von Lebensmitteln mit langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren stellt deren Oxidationsempfindlichkeit das größte Problem dar“, sagt Berg. Die Oxidationsprodukte seien aromaaktiv. Mit anderen Worten: Die Lebensmittel schmecken und riechen übel, wenn zuviel Fischöl oxidiert ist. Um trockene Nahrungsmittel wie Backmischungen mit Omega-3-Fettsäuren anzureichern, muss das Öl zunächst verkapselt und auf diese Weise vor Sauerstoff und Licht geschützt werden. Ein Verfahren hierzu ist die Sprühtrocknung. Allerdings werden Ölmoleküle bei diesem Produktionsschritt nicht nur in der Kapsel eingeschlossen, einzelne von ihnen lagern sich auch außen auf der Kapselwand ab.

Die Preisträgerinnen des SH Food Awards 2008
SH Food Award 2008 (v.l.): Preisträgerin Sonja Berg, Jury-Sprecherin Michaela Oesser und die Zweit- und Drittplazierte Stefanie Beth und Eveline Hassenklöver
Zur Beurteilung von mikroverkapselten Ölen sei der Anteil des extrahierbaren Öls ein ganz wichtiger Qualitätsparameter, sagt Berg. Einen Teil ihrer Untersuchungen hat die Absolventin der Uni Kiel bei der Firma Cremilk in Kappeln durchgeführt. In Vorversuchen analysierte sie den Einfluss der Ölbeladung der Mikrokapseln und der Probenlagerung auf den Gehalt an extrahierbarem Öl. Anschließend bewertete Berg in ihrer Arbeit vier verschiedene Extraktionsverfahren zum Isolieren unterschiedlicher Fraktionen des Öls aus den Mikrokapseln. Für den ersten Platz beim „SH Food Award“ 2008 erhielt die Ökotrophologin ein Preisgeld in Höhe von 1000 Euro.

Der „SH Food Award“ wird jährlich vom Netzwerk „Lebensmittel für die Zukunft“ ausgelobt. Dieser norddeutsche Arbeitskreis von Forschungsgruppen aus Hochschulen und Unternehmen wurde von der Innovationsstiftung Schleswig-Holstein (ISH) initiert. Das anfangs von der EU kofinanzierte Netzwerk hat das Ziel, die Ausbildung qualifizierter Fachkräfte sowie einen effizienten Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sicherzustellen. Netzwerk-Koordinatorin ist Prof. Dr. Karin Schwarz vom Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde der Universität Kiel.

Mit dem „SH Food Award“ zeichnet das Netzwerk Diplom- und Masterarbeiten zum Thema Lebensmittel aus. Über die Vergabe entscheidet eine Expertenjury. Den zweiten Preis und damit 500 Euro übergab Jury-Sprecherin Dr. Michaela Oesser von der Wirtschafts- und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH gestern in einer Feierstunde an Stefanie Beth. Die Absolventin des Studiengangs Biotechnologie-Verfahrenstechnik an der FH Flensburg hat in ihrer Diplomarbeit Wege zur biotechnologischen Optimierung von Biofiltern für die industrielle Meerwasserfischzucht aufgezeigt.

Logo SH Food Award 2008
Über die Kiemen scheiden Fische als Hauptabbauprodukt ihres Eiweißstoffwechsels die Stickstoffverbindung Ammonium aus. Aus dem Ammonium kann Nitrit entstehen, das toxisch auf die Fische wirkt. Deshalb müssen Betreiber von Aquakulturanlagen das Wasser in den Becken nicht nur von Futterresten und anderen Exkrementen, sondern auch von Ammonium und Nitrit reinigen. Dies geschieht mit Hilfe von Biofiltern. Die Säuberung des Wassers übernehmen dabei Mikroorganismen, die sich auf speziellen Medien, den so genannten Bio-Carriern, ansiedeln.

Stefanie Beth hat Bio-Carrier in unterschiedlicher Form und aus unterschiedlichen Materialien für die so genannte moving-bed Technologie untersucht – ein Verfahren, bei dem große Mengen an Sauerstoff eingetragen werden, um das Filtermedium in Bewegung zu halten. Wie schnell wird der jeweilige Bio-Carrier von den Bakterien besiedelt? Wie gut werden die Schadstoffe abgebaut? Und welche Gründe gibt es für die auftretenden Unterschiede? Antworten auf diese Fragen brachten entsprechende Experimente mit und ohne Fischbesatz, die die Ingenieurin für Biotechnologie bei der Firma Ecomares in Strande durchführen konnte.

Weder um Fischöl noch um die Fischproduktion ging es in der Diplomarbeit von Eveline Hassenklöver. Die Diplomingenieurin hat am Institut für Thermische Verfahrenstechnik der TU Hamburg-Harburg die „Versprühung von Löskaffee nach Zudosierung von Inertgasen“ untersucht. Kooperationspartner war die DEK Deutsche Extrakt Kaffee GmbH in Hamburg. Ihre Arbeit wurde mit 250 Euro und dem dritten Preis ausgezeichnet.

Für die Herstellung von Instant-Kaffee gibt es in der Praxis zwei konkurrierende Verfahren: die Gefriertrocknung und die Sprühtrocknung. Die Gefriertrocknung gilt als deutlich Aroma schonender, ist allerdings deutlich Energie intensiver. Bei der Sprühtrocknung wird der flüssige Kaffeeextrakt zunächst aufkonzentriert, dann in einem Sprühturm versprüht und dabei durch einen heißen Luftstrom getrocknet.

Eveline Hassenklöver hat untersucht, wie sich durch die Zudosierung von so genannten Inertgasen (Stickstoff oder Kohlendioxid) die Qualität des Kaffees verbessern lässt. Ein Vorteil sind zum Beispiel niedrigere Prozesstemperaturen, bei denen die Trocknung abläuft. Die Preisträgerin hat unter anderem auch den Einfluss des Gases auf die Tröpfchengrößenverteilung gemessen.

Auch im kommenden Jahr will das Netzwerk „Lebensmittel für die Zukunft“ den „SH Food Award“ wieder verleihen. Neuerung dabei: Künftig können sich auch Absolventen der Hochschulen aus Schleswig-Holstein und Hamburg um den Preis bewerben, die ihre Abschlussarbeit in Kooperation mit einer Firma im übrigen Bundesgebiet durchgeführt haben. Der Unternehmenspartner muss also nicht mehr zwingend aus Norddeutschland stammen.


 
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