28.12.2005 | Innovation und Gesellschaft / Bauen und Wohnen |
Ökohaus mit TiefgangIn Schleswig-Holstein leben die Menschen am Wasser oder nicht allzu weit davon entfernt. Auf dem Wasser prägen Frachter und Fähren, Segelyachten und Motorboote, das Bild. Wohnraum im herkömmlichen Sinn gibt es dort nicht. "Living on water" heißt eine Arbeitsgemeinschaft von maritimer Wirtschaft, Bauunternehmen, Architekten und Designern, die das jetzt ändert. Sie hat das erste schwimmende Niedrigenergiehaus entwickelt. Der Prototyp lief vor wenigen Tagen bei der Kieler Gebrüder Friedrich Werft vom Stapel.Womit schon begrifflich der Spagat beginnt: Das Haus lief vom Stapel, weil es einen Rumpf aus Schiffbaustahl besitzt, mit einer Doppelhülle zur Lecksicherheit und einer ungiftigen Kautschukbeschichtung für extrem lange Wartungsfreiheit. Ein Antrieb würde das Gebäude tatsächlich zum Schiff machen, doch danach sucht man vergebens. Der Begriff Hausboot passt prinzipiell, wird aber bereits für floßähnliche Konstruktionen verwendet, die in den USA oder in den Niederlanden genutzt werden. Dagegen hat das Kieler Schwimmhaus mit einer Eindringtiefe von 80 Zentimetern allein physisch mehr Tiefgang zu bieten. ![]()
Meer statt Garten: Das erste Schwimmhaus der Arbeitsgemeinschaft Living on water. Foto: Gebr. Friedrich Werft
Mit Partnern aus den verschiedenen Bereichen gingen sie die Aufgabe interdisziplinär an. Dabei stand von Anfang an fest: Weil Gewässer sensible Bereiche sind, sollte ihr Schwimmhaus ökologisch allerhöchste Standards erfüllen. So wird die Energie für die Warmwasser- und Wärmeversorgung aus drei CO2-neutralen Quellen gewonnen: Mit Sonnenkollektoren, einem Wärmetauscher im Wasser sowie einem Pelletofen. "Drei Medien miteinander zu verbinden ist im Hausbau bisher unüblich." Der Strombedarf wird fast komplett von der Fotovoltaikanlage gedeckt. Verschiedene Systemkomponenten helfen beim Wassersparen. Klar, dass bei einem solchen Konzept auf Langlebigkeit und Umweltverträglichkeit der Baustoffe geachtet wurde: Laut Arbeitsgemeinschaft erfüllt das schwimmende Ökohaus weit höhere Anforderungen, als in dem weltweit geltenden Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt MARPOL (Marine Pollution) für Schiffe gefordert. Die modularen Aufbauten können flexibel verschiedenen Nutzungs- und Größenvarianten angepasst werden. Der erste Prototyp bietet 140 Quadratmeter Innenraum und 60 Quadratmeter Terrassenfläche. Zertifiziert wird er vom Germanischen Lloyd schließlich handelt es sich um eine schwimmende bauliche Anlage. Wie bei einem Schiff setzt diese Instanz auch Termine für die späteren Regeluntersuchungen der Stahlhülle fest. Wenn das erste Öko-Schwimmhaus Anfang kommenden Jahres fertig gestellt ist, soll es in einer Marina an der Schwentine-Mündung liegen. Mindestens 300.000 Euro muss aufbringen, wer darin auf dem Wasser zu Hause sein will. Mehrere ernsthafte Anfragen habe es bereits gegeben, sagt Fromm. "Das zeigt, welches Potenzial ein solcher Bautyp für die maritime Wirtschaft Schleswig-Holsteins entwickeln kann." |
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