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27.02.2006 Innovation und Gesellschaft

Deutsche Wirtschaft investiert verstärkt in Innovationen

Im Jahr 2006 wird die Deutsche Wirtschaft knapp 103 Milliarden Euro für Innovationen aufwenden. Zu diesem Ergebnis kommt das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim in der jüngsten „Deutschen Innovationserhebung“. Getrübt werde die positive Bilanz jedoch durch eine abnehmende Innovationsbeteiligung in den wissensintensiven Dienstleistungen.

Laut Untersuchung sind die Innovationsaufwendungen der deutschen Wirtschaft im Jahr 2004 um zwei Prozent auf 100 Milliarden Euro gestiegen. Für 2005 und 2006 planten die Unternehmen weitere Erhöhungen ihrer Innovationsbudgets mit Jahresraten von einem (2005) beziehungsweise zwei Prozent (2006). Der Anstieg der Innovationsaufwendungen sei auf die Industrieunternehmen zurückzuführen: Sie erhöhten ihre Innovationsbudgets im Jahr 2004 um knapp drei Milliarden auf gut 75 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von 3,6 Prozent.

Hauptverantwortlich für den Anstieg seien die Großunternehmen gewesen. Aber auch die kleinen und mittleren Industrieunternehmen hätten im Jahr 2004 mit einer Erhöhung ihrer Innovationsaufwendungen um sieben Prozent auf rund 17,2 Milliarden Euro nach einer langen Durststrecke erstmals wieder mehr Mittel für Innovationsprojekte bereit gestellt. Für die Jahre 2005 und 2006 planen die Industrieunternehmen ebenfalls, ihre Innovationsaufwendungen um zwei (2005) beziehungsweise drei Prozent (2006) auf dann knapp 79 Milliarden Euro zu erhöhen, hieß es.

Während die Industrieunternehmen deutlich zugelegt hätten, seien die Innovationsaufwendungen in den Dienstleistungsbranchen im Jahr 2004 um drei Prozent auf weniger als 24,7 Milliarden Euro zurückgegangen. Höhere Innovationsaufwendungen in den Branchen EDV/Telekommunikation und Banken/Versicherungen standen laut Untersuchung rückläufige Innovationsbudgets in den technischen Dienstleistungen, der Unternehmensberatung, dem Großhandel und dem Transportgewerbe gegenüber. Auch in den Jahren 2005 und 2006 sei in den Dienstleistungsbranchen mit leicht fallenden Innovationsaufwendungen zu rechnen.

Der Anstieg der Innovationsaufwendungen in der Industrie geht nach Angaben der Institute auf höhere Investitionen für Innovationsprojekte zurück. Sie stiegen 2004 um 3 Milliarden Euro und machten 33 Prozent der gesamten Innovationsaufwendungen aus. Dies sei der erste Anstieg nach vier Jahren gewesen – und gleichsam ein Zeichen dafür, dass die Unternehmen wieder verstärkt bereit sind, in neue Kapazitäten für Produkte und in neue Produktionsanlagen zu investieren. Die laufenden Aufwendungen, zu denen vor allem die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung zählen, blieben dagegen konstant.

Der Anteil der mit Innovationen erfolgreichen Unternehmen an allen Unternehmen (Innovatorenquote) blieb laut Studie im Jahr 2004 mit 48 Prozent konstant. Einem leichten Anstieg in der Industrie (von 59 auf 60 Prozent) und bei den sonstigen Dienstleistungen (von 33 auf 35 Prozent) stand ein deutlicher Rückgang der Innovatorenquote in den wissensintensiven Dienstleistungen (von 57 auf 52 Prozent) gegenüber. Allerdings hat der Anteil der innovativ tätigen Unternehmen insgesamt zugenommen, da eine größere Zahl von Unternehmen Innovationsaktivitäten neu aufgenommen hat, hieß es. Mit Innovationserfolgen könnten diese neu hinzugekommenen Unternehmen allerdings noch nicht aufwarten, da ihre Aktivitäten bisher nicht zur Markteinführung neuer Produkte oder zur Implementierung neuer Prozesse geführt haben. Für 2005 und 2006 ist mit einer stabilen Innovationsbeteiligung in Deutschland zu rechnen.

Der Umsatzanteil, der mit Produkten erzielt wurde, die in den vergangenen drei Jahren neu am Markt eingeführt wurden, blieb im Mittel aller Branchen im Jahr 2004 konstant. In der Industrie stieg er leicht von 25,7 auf 26,4 Prozent an. In den wissensintensiven Dienstleistungen fiel dieser Anteil dagegen deutlich von 25 auf 20 Prozent, während die sonstigen Dienstleistungen 10 Prozent ihres Umsatzes mit neu eingeführten Dienstleistungen erzielten. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als noch 2003.

Im Gegensatz zum geringeren Umsatz mit neuen Produkten haben die wissensintensiven Dienstleister mit Marktneuheiten höhere Umsätze erzielt. Dabei handelt es sich um Produkte, die zuvor noch von keinem anderen Unternehmen angeboten wurden. Diese originären Innovationen - im Gegensatz zu Nachahmerprodukten, die zwar aus Unternehmenssicht neu, jedoch nicht neu für die Branche sind - machten im Jahr 2004 7,5 Prozent des Umsatzes bei wissensintensiven Dienstleistungen aus, nach 6,6 Prozent im Vorjahr. Im Jahr 2001 wurden allerdings noch 9,4 Prozent des Umsatzes mit Marktneuheiten erzielt. Bei den Industrieunternehmen sind die Umsätze mit originären Innovationen 2004 bereits im fünften Jahr in Folge zurückgegangen. 2004 entfielen nur mehr 6,5 Prozent des gesamten Industrieumsatzes in Deutschland auf solche Neuheiten, im Jahr 2000 waren es noch 8,6 Prozent gewesen.

Anders als bei Produktinnovationen ist ein wichtiges Maß für den Erfolg von Prozessinnovationen nicht ihr Anteil am Umsatz, sondern die Höhe der erzielten Stückkostensenkungen. Für das Jahr 2004 zeige sich, dass Industrieunternehmen ihre Rationalisierungserfolge steigern und ihre Kosten um durchschnittlich 5,6 Prozent senkten konnten - nach 4,5 Prozent im Jahr 2003. Bei den sonstigen Dienstleistungen erhöhte sich der Einsparungseffekt von 2,7 auf 3,2 Prozent, bei den wissensintensiven Dienstleistungen ist dagegen ein Rückgang von 4,3 auf 3,3 Prozent zu beobachten.

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhebt seit 1993 jährlich die Innovationsaktivitäten in der deutschen Wirtschaft. Die jüngste Erhebung wurde in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung und infas - Institut für angewandte Sozialwissenschaft durchgeführt. Die Deutsche Innovationserhebung wird im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt. An der Befragung 2005 beteiligten sich insgesamt mehr als 9.400 Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Bergbau, der Energie- und Wasserversorgung, den wissensintensiven Dienstleistungen (EDV, Telekommunikation, technische Dienstleistungen, FuE-Dienstleistungen, Unternehmensberatung, Werbung, Banken, Versicherungen, Medien) und den sonstigen Dienstleistungen (Großhandel, Transportgewerbe, Postdienste, Reinigung, Bewachung, Arbeitnehmerüberlassung, sonstige Unternehmensdienste, Entsorgung).


 
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