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28.02.2006 Maritime Wirtschaft / Hochschule

Von der Fischfarm und der Forschung

Wenn man Sprichwörtern trauen darf, ist es ein erfreuliches Zeichen, dass am Hafentörn in Büsum von Bautätigkeiten bislang noch nichts zu sehen war. Gut Ding, so heißt es, will Weile haben. Vor knapp eineinhalb Jahren hatten die Entwicklungsgesellschaft Brunsbüttel (egeb) und die Innovationsstiftung Schleswig-Holstein (ISH) die Gesellschaft für Marine Aquakultur (GMA) gegründet, um dort eine Halle mit Salzwasser-Kreislaufanlagen zu errichten, in der die Zucht von Fischen, Algen und Schwämmen erforscht werden kann. Als Anschubfinanzierung sicherte das Land 3,5 Millionen Euro zu. Jetzt sind die komplexen Vorplanungen abgeschlossen. "Realistisch ist ein Baubeginn im Spätsommer", sagt GMA-Geschäftsführer Dr. Guido Austen mit Blick auf die einzuhaltenden Fristen des Vergaberechtes.

Unterdessen ist die Einrichtung eines Fachgebietes »Marine Aquakultur« an der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Uni Kiel beschlossene Sache. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen Land, ISH, GMA und der Hochschule wurde vor wenigen Tagen unterzeichnet. Die Stiftungsprofessur, die mit der wissenschaftlichen Leitung der Forschungsanlage verbunden ist, wird fünf Jahre lang mit insgesamt einer halben Million Euro von der ISH finanziert. Die neue Professorin oder der neuer Professor soll noch in diesem Jahr die Arbeit aufnehmen.

Grafik zur Forschungsanlage zur Marinen Aquakultur
Wer macht was? Der geplante Technologiepark zur Marinen Aquakultur in Büsum
Die Marine Aquakultur gilt als ein Leitprojekt der Landesinitiative "Zukunft Meer". Während die Fänge traditioneller Fischerei aufgrund der Überfischung seit Jahren stagnieren, nimmt die Nachfrage nach Fisch weltweit zu. So stammt heute bereits jeder dritte Speisefisch aus Aquakultur. Aquakultur-Systeme ermöglichen eine Aufzucht unter kontrollierten Bedingungen. "Uns geht es um die Optimierung in sich geschlossener, ökologischer Anlagen«, erläutert Austen, »nicht um Netzgehege, die im Meer platziert werden."

Der Forschungsbedarf ist offenbar groß – zumal die Stellschrauben, an denen ein solches Kreislaufsystem beeinflusst werden kann, vielfältig sind. Von zentraler Bedeutung ist die Biologie der Fische: ihre Ernährung und ihr Verhalten. Mit Einrichtung der Professur an der Agrarwissenschaftlichen Fakultät sei ein klarer Schwerpunkt bei der Zucht gesetzt worden, sagt Austen. Gleichzeitig aber spielten auch Entwicklung und Abstimmung der technischen Komponenten eine bedeutende Rolle – schließlich sollen Fischfarmen energieeffizient und rentabel arbeiten. "Ob Tierzucht, Ökologie oder Ökonomie: Es gilt, interdisziplinär zu arbeiten", sagt Austen.

Die neue Versuchsanlage der GMA ist in Nachbarschaft zum Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ) der Kieler Uni geplant. Angestrebt wird eine Zusammenarbeit auch mit dem Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften IFM-GEOMAR und Wissenschaftlern anderer Fakultäten und den Fachhochschulen. Unternehmen erhalten die Chance, Dienstleistungen der GMA zu nutzen und sich mit konkreten Problemen an die Forscher zu wenden.

Drittes Element am Aquakultur-Standort Büsum neben FTZ und GMA soll "MariCube" werden, ein Gründer- und Gewerbezentrum des Kreises Dithmarschen. Ausgründungen aus der Forschung könnten hier ihre erste Heimat finden.

"Wir wollen Synergieeffekte intensiv nutzen", sagt Austen. Aquakultur sei ein Markt mit zweistelligen Wachstumsraten, und Forschungsanlagen, die Biologie, Technik und Kommerzialisierung miteinander kombinieren, gäbe es in Europa bisher nicht. "Wenn uns ein schneller Wissenstransfer von der Forschung in die Anwendung gelingt, können wir in Schleswig-Holstein von diesem Wirtschaftszweig profitieren."


 
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