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30.05.2006 Biotechnologie

Norddeutsches Bündnis für Industrielle Biotechnologie

Forscher und Unternehmer aus Hamburg uns Schleswig-Holstein wollen auf dem Gebiet der Industriellen Biotechnologie künftig enger zusammenarbeiten. Unter dem Titel „Industrial Biotechnology North“, kurz IBN, ist gestern in Hamburg eine Initiative gestartet worden, deren Ziel es nicht nur ist, die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten auf diesem Gebiet stärker zu vernetzen und Kooperationsprojekte zu initiieren. Gleichzeitig soll IBN auch als gemeinsame Interessensvertretung gegenüber Politik und Förderinstitutionen auftreten und zu einer stärkeren Wahrnehmung der norddeutschen Kompetenzen beitragen. Je zwei Wissenschaftler und Unternehmensvertreter aus beiden Bundesländern wollen als Komitee die Geschicke des neuen Arbeitskreises künftig leiten. Sprecher des Komitees ist Prof. Garabed Antranikian, Leiter des Institutes für Technische Mikrobiologie an der TU Hamburg-Harburg.
 
IBN-Logo
Industrielle Biotechnologie ist eine Querschnittstechnologie, die verschiedenen Fachbereiche miteinander verbindet. Vielfach auch als „Weiße“ Biotechnologie bezeichnet, umfasst sie die Nutzung von Enzymen, Mikroorganismen, Zellen und biotechnologischen Verfahren für die Optimierung industrieller Prozesse. Als Alternative zu chemischen Synthesen, die häufig nur unter extremen Bedingungen möglich und damit energetisch und anlagentechnisch aufwändig sind, werden biotechnologischen Verfahren bereits in unterschiedlichen Industriezweigen angewendet – zum Beispiel bei der Herstellung von Chemikalien, Lebens- oder Futtermitteln.

Mit rund 33,5 Milliarden Euro entfallen nach Angaben von Antranikian derzeit rund 2 Prozent des weltweiten Chemie-Umsatzes auf Produkte, die mit Hilfe der biotechnologischen Verfahren erzeugt wurden. Schon in vier Jahren könne sich der Anteil laut Studien verzehnfachen. Grund für die Annahme sind die großen Vorteile, die der Einsatz von Enzymen und Co. verspricht: Weniger Produktionsschritte, weniger Emissionen, geringerer Energie- und Rohstoffverbrauch, niedrigere Kosten und dazu die Möglichkeit, neue Produkte zu entwickeln. Um die Biotechnologie gezielt zu nutzen, benötigt die Industrie jedoch entsprechende Systeme. „Das ist ein Milliardenmarkt mit Zukunft.“ sagt Antranikian.

In Schleswig-Holstein und Hamburg sind nach Schätzung von IBN momentan rund 110 Firmen in den Kernbereichen der Industriellen Biotechnologie (Biokatalyse, Enzyme, Feinchemie, Lebensmittel, Futtermittel und Kosmetik) tätig. Hinzu kämen zahlreiche renommierte Arbeitsgruppen an den Universitäten und Fachhochschulen beider Bundesländer. Diese „Keimzelle“ (Antranikian) solle mit dem neuen Arbeitskreis, der allen Interessierten aus Wirtschaft und Wissenschaft offen stehe, gestärkt werden.

Bereits im November 2005 hatten sich auf Initiative der Innovationsstiftung Schleswig-Holstein und der TuTech Innovation GmbH Experten aus beiden Bundesländern in Kiel getroffen, um über aktuelle Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Industriellen Biotechnologie zu reden und über eine stärkere Vernetzung ihrer Aktivitäten zu beraten. Neben Antranikian haben sich gestern Prof. Ruth Schmitz-Streit (Universität Kiel), Dr. Lutz Popper (Stern-Wywiol Gruppe, Hamburg) und Dr. André Rieks (Dr. Rieks Healthcare, Uetersen) bereit erklärt, als Leitungskomitee die Führung des neuen Arbeitskreises zu übernehmen.

Entsprechend den verschiedenen Fachdisziplinen, die die Industrielle Biotechnologie in sich vereint, liegt das Augenmerk von IBN in den Fachbereichen Biokatalyse und Feinchemie, Bioenergie, Funktionelle Makromoleküle, Systembioengineering, Bioinformatik, Verfahrenstechnik und Lebensmitteltechnologie. Mit Veranstaltungen wollen die Organisatoren künftig Wirtschaft und Wissenschaft regelmäßig an einen Tisch bringen und den Teilnehmern die Möglichkeit geben, fachbezogen Ideen auszutauschen.

Ein erstes Projekt wurde bereits initiiert: Ab dem 1. Juni 2006 kooperieren die Institute für Technische Mikrobiologie und Thermische Verfahrenstechnik an der Technischen Universität Hamburg-Harburg mit der Stern Enzym GmbH aus Ahrensburg im Kreis Stormarn auf dem Gebiet der Bioethanolerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen. Ziel ist, neuartige Enzymsysteme bereitzustellen, die die Ethanolausbeute aus cellulosehaltigem Pflanzenmaterial erhöhen. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 1,1 Millionen Euro und wird mit 460.000 Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.


Letter of Intent - unverbindliche Anmeldung zu den Facharbeitskreisen
 
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