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13.10.2006 Hochschule / Maritime Wirtschaft

„Ozean der Zukunft“ wird Exzellenzcluster

Die Entscheidung ist gefallen: Insgesamt 88 Anträge auf Förderung universitärer Spitzenforschung sind im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes bei den Prüfungsgremien eingegangen. Heute hat der Bewilligungssausschuss die Finanzierung von 18 Graduiertenschulen, 17 Excellenzclustern und drei Zukunftskonzepten beschlossen. Mit dabei: Der Exzellenzcluster „Ocean der Zukunft“, mit dem sich die Universität Kiel beworben hatte. In den kommenden fünf Jahren stehen den Forschern des Projektes damit rund 36 Millionen Euro für ihre Arbeit zur Verfügung. Ein Viertel der Summe stammt aus Landesmitteln, die anderen drei Viertel stammen aus der Exzellenzinitiative des Bundes.

Eine etwa hundertköpfige Forschergemeinschaft hatte sich für den Kieler Antrag zusammengetan. Sie will den Ozean als „Schaltstelle“ im System Erde untersuchen und sich sowohl den Risiken widmen, denen die Weltmeere und als Konsequenz auch der Mensch ausgesetzt sind, als auch die Chancen erforschen, die marine Ressourcen aller Arten bieten. Neben Wissenschaftlern der Kieler Universität sind maßgeblich die Forscher des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) beteiligt.

Muschelbewuchs im Tonga-Inselbogen
Muschelbewuchs im Tonga-Inselbogen: Die Erforschung submariner Vulkane ist einer der Hauptaspekte des Kieler Exzellenzclusters "Ozean der Zukunft" Foto/Copyright: CAU
Der Rektor der Kieler Universität, Professor Thomas Bauer, zeigte sich überaus glücklich über die Entscheidung und stolz auf die Wissenschaftlerkollegen, die diesen Erfolg erarbeitet haben: „Das Tandem Uni Kiel und Leibniz-Institut für Meereswissenschaften hat sich als echtes Zugpferd erwiesen“, sagte Bauer. „Wir gewinnen mit der Entscheidung deutlich an Profil.“ Darüber hinaus würden die Themen des Exzellenzclusters kreative Wirkung auch auf die anderen Fächer entfalten.

„Der genehmigte Exzellenzantrag ist in erster Linie ein Erfolg der Wissenschaftler, die in hervorragender Weise zusammengearbeitet haben und damit sowohl der Forschung als auch der Wirtschaft tolle Chancen für die Zukunft gewährleisten", sagte Schleswig-Holsteins Wissenschaftsminister Dietrich Austermann. Die wissenschaftliche Arbeit rund um den Ozean werde künftig im Land zwischen den Meeren zum Markenzeichen für internationale Spitzenforschung.

Der Ozean wird durch den Anstieg der Kohlendioxidwerte in der Atmosphäre grundlegend verändert. Als Folge der Erderwärmung bedroht der Meeresspiegelanstieg die dicht besiedelten Küstenregionen. Plattentektonische Prozesse sind Auslöser für Vulkanausbrüche, Erdbeben und Tsunamis. Die Überfischung der Meere und der Klimawandel führen zu weiteren Veränderungen in der Zusammensetzung der marinen Ökosysteme.

Brennendes Eis aus dem Ozean
Brennendes Eis: "Ozean der Zukunft" beinhaltet auch die Erforschung mariner Ressourcen, im Bild ein Brocken Methanhydrat Foto/Copyright: IFM-GEOMAR
Neben diesen Risikoszenarien, die im Cluster untersucht werden sollen, spielt der Ressourcenaspekt eine große Rolle. Hier reicht das Spektrum von den genetischen und mikrobiologischen Ressourcen der Meere über metallische mineralische Rohstoffe bis hin zu den Gashydraten als mögliche Energielieferanten der Zukunft. Diese Fragestellungen sollen integrativ mit meereswissenschaftlichen, ökonomischen, juristischen und medizinischen Ansätzen unter Einsatz modernster Technologien untersucht werden. Uni Kiel und IFM-GEOMAR haben als Partner das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) und die Muthesius Kunsthochschule gewonnen.

„Wir setzen auf begabte junge Leute aus der ganzen Welt, die wir in Nachwuchsforschergruppen bündeln wollen", sagt Clustersprecher Prof. Klaus Wallmann. „Darüber hinaus gründen wir eine School of Ocean Sciences, so dass auch die Lehre profitiert, dass also die Kieler Studierenden unmittelbar von der Exzellenz in diesem Wissenschaftsbereich etwas haben."

Clusterantrag "Entzündungen an Grenzflächen" kommt vorerst nicht zum Zuge

„Ozean der Zukunft“ war nicht der einzige Förderantrag aus Schleswig-Holstein, der die erste Vorrunde bei den Bewerbungen um die Exzellenzcluster überstanden hatte und über dessen Förderung jetzt der Bewilligungsausschuss von Deutscher Forschungsgemeinschaft (DFG) und Wissenschaftsrat entschieden hat. Ein weiterer Clusterantrag von Uni Kiel und Universität Lübeck in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Borstel war nicht erfolgreich. Dem Cluster mit dem Titel "Entzündung an Grenzflächen" bleibt die Hoffnung, in einer zweiten Förderrunde zum Zug zu kommen.

„Schade, dass unser Cluster nicht berücksichtigt werden konnte“, sagte Professor Schmucker, Prorektor der Uni Lübeck. „Es tut mir vor allem für alle sehr leid, die einen Großteil ihrer Freizeit geopfert haben, um den Antrag zu stellen. Sie sind sehr weit gekommen, leider ist es dann anders ausgegangen.“ Der eigentliche Ausweis als exzellenter wissenschaftlicher Schwerpunkt für das Land sei erfolgt, als das Cluster die Vorrunde passiert habe, meint Stefan Schreiber, Professor an der Uni Kiel und Sprecher der Forschergruppe. „Es sind Strukturen über Fächergrenzen hinweg und zwischen verschiedenen Einrichtungen geschaffen worden, die wir jetzt nutzen werden“, sagte Schreiber. „Diese Strukturen sind der eigentliche Erfolg der Initiative.“

Unterdessen bekräftigte Minister Austermann seine Zusage, die am Projekt Entzündungsforschung beteiligten Wissenschaftlergruppen mit Mitteln aus dem Schleswig-Holstein-Fonds weiter zu unterstützen. Dieser Antrag habe trotz bester Erfolgsaussichten keinen Zuschlag erhalten. Zu den Beurteilungskriterien gab es in der hochkarätigen Runde von Wissenschaftlern und Ministern heftige Kritik an dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Wissenschaftsrat vorbereiteten Bewertungsverfahren. Mit den Wissenschaftskollegen aus Norddeutschland war sich Austermann einig, dass eine Chance verspielt wurde, einen wissenschaftlich begründeten Ausgleich des Süd-Nord-Gefälles vorzunehmen. Der Minister gab zu Protokoll, dass er für das Projekt „Entzündung an Grenzflächen" in der zweiten Runde im kommenden Jahr einen Bonus erwarte. Grund hierfür ist die hervorragende internationale Einstufung.


 
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