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05.01.2007 Medizintechnik / Nanotechnologie

Schlaganfallvorbeugung: Kieler Forscher entwickeln neuartige Stents

Die Verengung der Halsschlagader ist die häufigste Ursache des Schlaganfalls. Als Alternative zur offenen Operation wird seit einigen Jahren vorbeugend auch eine minimal-invasive Therapie mit einer Stentbehandlung durchgeführt. Da es mit den derzeitigen Implantaten zu Komplikationen kommen kann, haben die Fachhochschule Kiel und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein ein dreijähriges Projekt gestartet. Ziel ist, Stents mit verbesserten Strukturen und Oberflächen zu entwickeln. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben mit 520.000 Euro.

Zu den Beteiligten dieses Verbundprojekts gehören das Institut für Werkstoff- und Oberflächentechnologie im Fachbereich Maschinenwesen der Fachhochschule Kiel, die Kliniken für Neurochirurgie und für Kieferorthopädie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Göttingen sowie Unternehmen aus der Medizintechnik. Die Projektleitung hat Prof. Dr. Mohammed Es-Souni von der Fachhochschule Kiel.

Gemeinsam soll ein Stent entwickelt werden, der in der Vorbeugung von Schlaganfällen mögliche Komplikationen verringert, zu denen vor allem die Vernarbung (Restenose) gehört. Stents sind kleine, zu Röhrchen geformte oder geschnittene Drahtgeflechte, die Adern von innen offen halten. Die meistverwendeten Stents werden aus einer superelastischen, bioverträglichen Titan-Nickel-Legierung hergestellt, die sich gummiartig verhält. Die superelastischen Stents sind selbstexpandieren: Sie entfalten ihre programmierte Form ohne äußere Druckeinwirkung im Moment der Platzierung.

stent
Grafische Darstellung eines Stents Bild/Copyright: FH Kiel
Solche Stents werden bei verschiedenen Gefäßerkrankungen eingesetzt. Sie sind jedoch in die Halsschlagader wegen der engeren Gefäße schwieriger einzusetzen als zum Beispiel am Herzen. Zudem muss der Stent oft im Bereich einer Aderverzweigung platziert werden, ohne dass der Blutfluss behindert wird. Dadurch ergibt sich eine weitere Anforderung an die Stentstruktur, zusätzlich zum Offenhalten der Ader und zu der Forderung nach einfachem Einsetzen. Dahingehend verbesserte Stentdesigns waren schon im Vorfeld am UKSH entwickelt worden. Sie sollen nun getestet und optimiert werden.  

Der Schwerpunkt der Projektarbeit wird nach Angaben der FH Kiel in der Entwicklung und Prüfung neuer Stentstrukturen und Beschichtungen liegen. Diese sollen helfen, die Gewebeverwucherung im Stent, die In-Stent-Restenose, zu vermeiden. Gleichzeitig soll aber eine gute Röntgen-Sichtbarkeit gewährleistet werden. Für eine lange Schlaganfallvorbeugung müsse ein Kompromiss zwischen guter Bioverträglichkeit und langer Wirkung gefunden werden, hieß es. Bei zu guter Bioverträglichkeit könne der Stent zuwachsen, und die Schlaganfallgefahr würde wieder steigen. Bei zu stark gehemmtem Wachstum hingegen könne es zu einer Abstoßung des Stents kommen. Daher gehe es in dem Projekt darum, die optimale Stentstruktur und Beschichtung für den besten Kompromiss zwischen Bioverträglichkeit und geringer Vernarbung zu finden.

Nach Angaben der Forscher sollen die Stents mit Hilfe der Laserstrahlmikrobearbeitung in der HAWK Göttingen hergestellt werden. Die FH Kiel übernimmt die Aufgaben der Oberflächenbehandlung und Beschichtung mit den dort entwickelten Nano-Kompositmaterialien. Die Bioverträglichkeitsuntersuchungen sollen im UKSH von Prof. Dr. Fischer-Brandies und Prof. Olav Jansen durchgeführt werden. Die abschließende Prüfung der Funktionalität fertiger Stents erfolgt in der Sektion  Neuroradiologie des UKSH.


 
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