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15.03.2007 Innovation und Gesellschaft

Kooperation als Schlüssel zu mehr Innovationen

In den deutschen Hochschulen schlummert ungenutztes Potenzial – Potenzial zu einem vermehrten Wissenstransfer in die Wirtschaft. Davon ist Dr. Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär und Mitglied der Geschäftsleitung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, überzeugt. Um die deutsche Innovationsschwäche zu überwinden und Arbeitsplätze zu halten und zu schaffen, sei eine systematische Förderung des Wissenstransfers vonnöten. „Die Hochschulen müssen den Wissenstransfer als strategische Aufgabe weiterentwickeln – zum Beispiel, in dem sie Kompetenzfelder definieren und nach außen darstellen“, sagte Meyer-Guckel heute in Kiel. Bund und Länder forderte er auf, sich über eine komplementäre Förderstrategie zu verständigen und sich nicht in Einzelprojektförderungen zu verzetteln. Unverzichtbar sei darüber hinaus auch die Bereitschaft der Unternehmen, sich finanziell an Kooperationen zu beteiligen.

Meyer-Guckel war Gastredner auf einem Innovationskongress, zu dem die IHK Schleswig-Holstein und die Innovationsstiftung Schleswig-Holstein (ISH) ins Haus der Wirtschaft geladen hatten. Er präsentierte Zahlen aus der jüngsten Erhebung des Stifterverbandes. Demnach war die Zahl der in der deutschen Wirtschaft mit Forschung und Entwicklung (FuE) beauftragten Personen im Jahr 2005 selbst in forschungsintensiven Branchen und im Hightech-Sektor rückläufig. Die Unternehmen würden zunehmend ihre FuE-Aktivitäten ausgliedern, sagte Meyer-Guckel.

Der Anteil der Aufwendungen für FuE am Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank nach Verbandsangaben von 2,49 Prozent im Jahr 2004 auf 2,46 Prozent im Jahr 2005. Damit sei Deutschland noch weit von seinen Vorsätzen entfernt: Laut eines in Lissabon festgelegten Zieles will Deutschland wie die anderen EU-Länder auch bis zum Jahr 2010 FuE-Aufwendungen in einer Höhe von jährlich drei Prozent seines BIP realisieren.

Intelligente Anreizsysteme auf beiden Seiten könnten helfen, den Wissenstransfer aus den Hochschulen in die Wirtschaft zu beleben. Meyer-Guckel erinnerte auch an die in den Hochschulgesetzen der Länder fixierten Aufgaben der Universitäten und Fachhochschulen: Wissenstransfer werde dort als drittes Ziel neben Forschung und Lehre definiert. Während die Einrichtungen für die ersten beiden Aufgaben eine Grundförderung erhielten, sei der Wissenstransfer ausschließlich durch Projektförderung geprägt. Zudem sei die Innovationsförderung zu sehr Hightech fixiert und vernachlässige den Dienstleistungssektor. Die Anstrengungen für mehr Kooperationen seien lohnend: „Davon können Hochschulen und Unternehmen besonders stark profitieren“, sagte Meyer-Guckel.

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann hob die wissenschaftlichen Erfolge im Land zwischen den Meeren hervor – wie beispielsweise den Excellenzcluster „Future Ocean“ und die Forschungsinitiative „Entzündung an Grenzflächen". Wichtige Aufgabe zur Belebung des Wissenstransfers sei es, Wissenschaft und Wirtschaft an einen Tisch zu bekommen. Den Fall, dass eine Erfolg versprechende Kooperation aus finanziellen Gründen nicht zustande kommt, dürfe es nicht geben. „Wenn Innovation da ist, müssen wir helfen“, sagte Austermann und verwies auf den von der Landesregierung aufgelegten Schleswig-Holstein Fonds und andere Fördertöpfe. Großen Nutzen erwartet der Minister auch in der Etablierung von Stiftungslehrstühlen, wie es sie in etwa in der Orthopädie, der Medizintechnik, der Augenoptik und demnächst in der Aquakultur in Schleswig-Holstein gäbe. „Davon verspreche ich mir viel.“

Die große Offenheit der Professoren und Hochschullehrer in Schleswig-Holstein gegenüber anwendungsbezogenen Themen stellte ISH-Vorstand Professor Hans-Jürgen Block heraus. „Wir sehen das in den von uns geförderten thematischen Netzwerken zum Beispiel zu den Nanomaterialien, den Biowirkstoffen oder der Bildverarbeitung. Deren Arbeitskreistreffen haben bisweilen eher Probleme mit ausreichender Präsenz aus der Wirtschaft als aus der Wissenschaft“, sagte Block. Weiters Indiz seien die wachsende Zahl an Anträgen im Programm HWT (Hochschule-Wirtschaft-Transfer). „Ich werte dies als erfreuliches Zeichen für wirksame Kooperationen.“ Als Pilotprojekt vor drei Jahren gestartet, finanziert die ISH in diesem Programm gemeinsam mit dem Kieler Wirtschaftsministerium Projekte schleswig-holsteinischer Hochschulen mit Unternehmen des Landes.

Wie der Austausch zwischen der akademischen Welt und der der Wirtschaft intensiviert werden kann, darüber diskutierten die rund 230 Gäste des Kongresses am Nachmittag in vier thematischen Diskussionsrunden (Maritime Wirtschaft, Gesundheitswirtschaft, Ernährungswirtschaft, Clusterpolitik). Ungeachtet bestehender Defizite machte Dr. Volker Meyer-Guckel vom Stifterverband den Anwesenden Mut für verstärke Anstrengungen beim Wissenstransfer. Am derzeit laufenden „Best-Practice“-Wettbewerb, den der Stifterverband gemeinsam mit dem Bundesforschungsministerium zu diesem Thema initiiert hat, haben laut Meyer-Guckel 84 Hochschulen teilgenommen. Nur zehn von ihnen hätte es in die letzte Auswahlrunde geschafft, darunter mit der FH Lübeck und der Uni Lübeck zwei Einrichtungen aus Schleswig-Holstein. „Darauf können Sie stolz sein.“


 
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