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18.12.2007 Nachwuchsförderung

Schüler, Technik, Abenteuer

Es gibt Weisheiten, die wohl schon jeder von uns einmal zu hören bekommen hat. „Nicht für die Schule lernen, sondern fürs Leben“, das ist so ein Spruch, den Schülerinnen und Schüler regelmäßig mit auf den Weg bekommen. Und der offenbar ungehört verhallt. Denn mit Handy, iPod und Navigationssystem ist unser Alltag heute zwar stärker denn je von Technik geprägt. Doch die Zahl junger Menschen, die nach der Schule ein Studium der Elektrotechnik oder im Maschinenbau abschließen, ist seit Mitte der 90er Jahre drastisch gesunken. Die Folgen sind bekannt: Laut VDI gibt es derzeit mehr als 24.000 offene Ingenieurstellen bei steigendem Bedarf an Fachkräften.

Schon in der Schule für Technik begeistern – das ist das Rezept, mit dem die Innovationsstiftung Schleswig-Holstein künftig mehr junge Menschen für den Ingenieurberuf gewinnen will. Die Zutaten: Spannende Aufgaben, engagierte Lehrer und Hochschullehrer und kooperationsbereite Unternehmen. Unter dem Titel „Junior-Ingenieur-Akademie“ stellt die ISH Fördergelder für schulübergreifende Bildungsangebote in Schleswig-Holstein bereit.

Ob Signalsysteme für die Modelleisenbahn entwickelt werden oder Roboter das Fußballspielen lernen: Der Technik-Unterricht in den Junior-Ingenieur-Akademien soll stets praxisorientiert sein und zum funktionsfähigen Produkt führen. Ein Konzept für Mittel-, Oberstufen- oder Berufsschüler auszuarbeiten, die Teilnehmer auszuwählen und den Unterricht anzubieten, das ist Sache der jeweiligen Projektpartner. Voraussetzung, damit ein Bildungsangebot gefördert werden kann, ist eine Kooperation von Schulen mit Hochschulen und Unternehmen. „Im Hinblick auf die unterschiedlichen örtlichen Gegebenheiten haben wir die Strukturen für die ISH-Junior-Akademien bewusst nicht fest vorgegeben“, sagt Stiftungsvorstand Prof. Dr. Hans-Jürgen Block. So könne ein Projekt etwa als AG an einer Schule organisiert sein oder auch als spezieller Schüler-Kurs in Hochschule oder Betrieb.

Mit ihrem Vorhaben stößt die ISH vielerorts auf offene Ohren. „Angesichts des sich ausweitenden Fachkräftemangels müssen neue Wege eingeschlagen werden, das Interesse der Jugend an technischen Fächern bereits in den Schulen zu wecken“, sagt Dr. Klaus Backheuer, stellvertretender Vorsitzender der Prof. Dr. Werner Petersen-Stiftung und Beiratsmitglied des VDE, Region Nord. Die Petersen-Stiftung prämiert seit 1999 jährlich Diplom- und Masterarbeiten entsprechender Fachrichtungen in Norddeutschland und hat bereits zugesagt, sich finanziell auch an den „Junior-Ingenieur-Akademien“ zu beteiligen.

„Ingenieur im globalen Mittelstand ist einer der interessantesten und vielseitigsten Berufe, die man sich vorstellen kann“, meint Dr. Philipp Murmann, geschäftsführender Gesellschafter der Zöllner GmbH in Kiel. Als Mitbegründer und Präsident des erst 2006 gegründeten Forschungsforums Schleswig-Holstein kann er einen Erfolg vermelden: Der Bundeswettbewerb von „Jugend forscht“ findet 2011 erstmals im nördlichsten Bundesland statt. Murmann erhofft sich von dem neuen ISH-Programm auch im Hinblick auf diesen Wettbewerb einen Motivationsschub für den technikinteressierten Nachwuchs.

Bis Ende Februar nimmt die ISH Anträge für die Akademien entgegen. Gewohnt unbürokratisch und fair soll das Auswahlverfahren der Projekte verlaufen. Zum neuen Schuljahr darf dann gelötet, gerechnet und getüftelt werden. „Probieren geht über Studieren“ lautet schließlich eine andere altbekannte Weisheit. Für Teilnehmer der Junior-Ingenieur-Akademien könnte daraus werden: Probieren führt zum Studieren.

 

Die ISH-Junior-Ingenieur-Akademie im Überblick:

Was wird gefördert?
Die ISH fördert Hochschulen und Schulen in Schleswig- Holstein, ein gemeinsames, technisch-naturwissenschaftliches Bildungsangebot aufzubauen. Die Kooperation mit einem Unternehmen ist erwünscht.

Wer soll von dem Angebot profitieren?
Zielgruppe sind technikinteressierte Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberstufe in Gymnasien, Gesamt- oder Gemeinschaftsschulen sowie von berufsbildenden Schulen.

Wie soll das Angebot aussehen?
Im Mittelpunkt steht die Arbeit an einem konkreten technischen Produkt, etwa dem Bau eines Fahrzeugs oder einer Energieanlage. Jeder der Partner bringt sein Know-how in die Gestaltung des Angebots mit ein (zum Beispiel Vorlesungen, begleitender Unterricht, Betriebspraktika).

Welche strukturellen Vorgaben gibt es?
Das Konzept lässt viel Spielraum für ortsspezifische Modelle. Wesentliche Eckpunkte sind die Konzentration auf ein Fachgebiet plus Projektmanagement und die Dauer des Kurses über ein Schuljahr (zwei Semester). Das Angebot kann in Form eines Wahlpflichtfaches oder einer Technik-AG an der Schule oder als Schüler-AG an der Hochschule organisiert werden.

Wer wählt die Teilnehmer aus?
Die Auswahl der Schülerinnen und Schüler liegt in den Händen der Projektpartner. Somit sind auch spezielle Angebote für Mädchen denkbar.

Wie viel Geld gibt es – und wofür?
Die ISH fördert eine Junior-Ingenieur-Akademie mit bis zu 20.000 Euro pro Schuljahr für zwei Jahre. Möglich ist eine einmalige Verlängerung um ein weiteres Jahr. Das Geld kann für Personal und Sachmittel eingesetzt werden.

Wer kann Förderung beantragen?
Förderanträge können von Hochschulen und Schulen bei der ISH eingereicht werden. Ein Formblatt steht im Internet bereit. Beizufügen ist der Entwurf eines Semesterplans und ein Finanzierungskonzept.

Wann und wie wird über die Projektvorschläge entschieden?
Anträge nimmt die ISH bis zum 29.02.2008 entgegen. Eine Jury wird die überzeugendsten Projekte zur Förderung vorschlagen. Zum Schuljahr 2008/2009 sollen die ersten Junior-Ingenieur-Akademien starten.


Weitere Infos, Ansprechpartner und das Antragsformular
 
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