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16.01.2009 Nachwuchsförderung / Innovation und Gesellschaft

Spannende Projekte für lütte Ingenieure gesucht

Den Spaß an der Sache konnte man den fünf Schülerinnen und Schülern der Herrmann-Tast-Schule in Husum anmerken. „Sie sehen hier unsere totally upgraded Superversion“ - mit diesen Worten präsentierten sie ein Konstrukt aus zwei Fahrradfelgen und aufgeschnittenen Fallrohren aus dem Baumarkt. Tatsächlich, die Felgen drehen sich, sobald zur Demonstration eine eigens aufgebaute Windmaschine angeschaltet wird. Denn bei dieser „Superversion“ handelt es sich um ein Kleinstwindkraftrad in Leichtbauweise. Wenn es nach seinen Erbauern ginge, könnte es später einmal für kleine elektrische Geräte im Privatbereich den Strom liefern.
  
Schülerinnen und Schüler mit ihren Windrädern
Schülerinnen und Schüler aus Husum mit ihren Windrädern
„Entwicklung einer funktionsfähigen Maschine zur Energiegewinnung unter Nutzung von Solar-, Wind-, Wasser und/oder Biomasseenergie“, hieß der Auftrag, mit dem die jungen Projektteilnehmer vor einem halben Jahr gestartet sind. „Die Schülerinnen und Schüler konnten dabei selbst entscheiden, was sie entwickeln wollen“, sagt Oberstudienrat Dr. Friedrich Twenhöven. Gemeinsam mit der Uni Flensburg hat er ein Konzept entwickelt, um Absolventen der Oberstufe mit technisch-naturwissenschaftlichem Interesse neben dem Regelunterricht die Möglichkeit zu geben, sich mit konkreten Fragestellungen auseinanderzusetzen und ein eigenes Produkt zu entwerfen und zu bauen. Ganz wie Ingenieure in der Praxis eben, deswegen heißt das Förderprogramm, mit dem die Innovationsstiftung Schleswig-Holstein (ISH) solche Technikakademien überall im Land unterstützt, auch norddeutsch „lüttIng.“

Junge Menschen für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, ihnen damit vielleicht den Weg in ein technisches Studium zu ebnen, das ist das Ziel hinter „lüttIng.“. Insgesamt acht Projekte an neun Standorten haben im Jahr 2008 die Arbeit aufgenommen. Gestern nun gab die ISH in der Technischen Fakultät der Uni Kiel den offiziellen Startschuss für eine neue Bewerbungsrunde. Gymnasien und Berufsschulen aus Schleswig-Holstein können sich um eine von geplanten zehn Technikakademien bewerben, die nach den Sommerferien beginnen und in der Regel über zwei Schuljahre laufen sollen. Voraussetzung ist ein gemeinsames Bildungsangebot mit einer Hochschule, möglichst unter Einbindung von Partnern aus der regionalen Wirtschaft.

Bis zu 20.000 Euro Fördergelder stehen pro Akademie und Schuljahr bereit. Für die Fortführung des Programms hat die ISH einen neuen Partner gefunden. Die NORDMETALL-Stiftung beteiligt sich mit 300.000 Euro an der Finanzierung. „Unabhängig von der Konjunktur steht fest: Die Industrie braucht technische Fachkräfte“, sagte deren Vorstand Dr. Thomas Klischan. „Deshalb ist es gut, wenn wir in den nächsten Monaten mehr Schüler zu lütten Ingenieuren machen. Praxis macht das Lernen immer leichter.“

Demonstration des
Studienrat Jürgen Abromeit und die Gymnasiasten Till Wersig und Ann-Kathrin Manthey präsentieren das "Crazy Car"
Wie eine „lüttIng.“-Akademie aussehen kann, konnten die Besucher der Auftaktveranstaltung gestern an einigen bereits laufenden Projekten erfahren. Ann-Kathrin Manthey und Till Wersig aus dem 12. Jahrgang des Beruflichen Gymnasiums in Itzehoe etwa entwickeln ein „Crazy Car“, ein Modellauto, das autonom seinen Weg um Hindernisse findet. Zwei Gymnasien in Heide sowie das Regionale Berufsbildungszentrum in Itzehoe kooperieren bei diesem Projekt mit der Fachhochschule Westküste. In Lübeck haben ein Gymnasium und eine Gesamtschule gemeinsam mit der FH Lübeck ein Lernangebot erstellt, bei dem es um ein Notfallkonzept für Kläranlagen geht. In Flensburg entwickeln Schülerinnen und Schüler aus gleich fünf Bildungseinrichtungen Segelschiffmodelle, die später in einem großen Rennen um die Flensburger Ochseninsel selbstständig ihren Weg finden sollen. Antragsteller dieser Akademie war die Fachhochschule Flensburg.

„Die Tatsache, dass wir nur einen groben Rahmen vorgegeben haben, sehe ich als einen wesentlichen Faktor für den erfolgreichen Start von ‚lüttIng.’“, sagte ISH-Vorstand Prof. Dr. Hans-Jürgen Block. „Eine große Nachfrage in der ersten Förderrunde, tolle Ideen und viel persönliches Engagement vor Ort haben uns gezeigt, dass es gelingen kann, mit einem attraktiven, flexiblen Angebot Lehrer und Hochschullehrer für zusätzliche Projekte zu gewinnen.“

Die Schülerinnen und Schüler nehmen das Angebot offenbar dankbar an. Das Interesse an technisch-naturwissenschaftlichen Themen sei durchaus vorhanden, berichteten die an laufenden Projekten beteiligten Lehrer. Nur müssten solche praktischen Arbeiten eben auch an den Schulen angeboten werden. Mehr als 250 lütte Ingenieure unterstützt die ISH bereits. ISH und NORDMETALL-Stiftung hoffen nun auf viele neue Ideen und Anträge, damit sich diese Zahl ab dem neuen Schuljahr deutlich erhöht.


 
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