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20.12.2005 Bildverarbeitung / Personalien

"Die Player haben sich kennen und schätzen gelernt."

Anstoß zur Gründung der ISH-Initiative Bildverarbeitung gab 2001 eine Studie, in der Reiner Nawrath, Professor an der FH Westküste in Heide, das Potenzial der Bildverarbeitung in Schleswig-Holstein untersucht hat. onside sprach mit ihm über die Initiative.

Warum ist Bildverarbeitung für die Wirtschaft heute unverzichtbar?
Prof. Dr. Reiner Nawrath: Hohe Produktqualität und niedrige Herstellkosten sind heute unverzichtbare Merkmale für Unternehmen, die im globalen Wettbewerb erfolgreich agieren wollen. Zu beiden Punkten kann die Bildverarbeitung in erheblichem Umfang beitragen. Bei der Qualitätskontrolle beispielsweise müssen die Produkte auf Vollständigkeit und ästhetisch einwandfreie Oberflächen geprüft, auf den Produkten zweidimensional und dreidimensional Abstände gemessen oder Kennzeichnungen identifiziert werden. Zur Reduzierung der Herstellkosten trägt eine Automatisierung der Fertigungsanlagen bei. Dazu werden Roboter mit Bildverarbeitungssystemen bestückt, so dass sie in der Lage sind, die Form und Lage der zu greifenden Teile zu erkennen. Oder man setzt Kameras in Montagesystemen ein, um Passgenauigkeit zweier Teile vor dem Verkleben oder Verschrauben zu prüfen. Bildverarbeitungssysteme lösen alle diese Aufgaben, da sie sehr schnell und berührungsfrei arbeiten, flexibel eingesetzt werden können und kostengünstig zu beschaffen sind.

Professor Nawrath
Prof. Dr. Reiner Nawrath
Anstoß zur Gründung der Initiative Bildverarbeitung gab 2001 eine Studie, in der Sie die Potenziale für Schleswig-Holstein untersucht haben. Was hat sich aus Ihrer Beobachtung seither getan?
Nawrath: Zur Zeit der Studie konnte ich in SH einige Hochschullehrer und Unternehmen ausfindig machen, die sich mit Bildverarbeitung beschäftigten. Die Tätigkeiten erstreckten sich von der Grundlagenforschung bis hin zur Entwicklung, zur Fertigung und dem Vertrieb industrieller und medizinischer Bildverarbeitungssysteme. Hochschullehrer, Doktoranden und die Firmenmitarbeiter verschiedener Betriebe wussten jedoch wenig oder nichts voneinander. In den drei Jahren der Laufzeit der Initiative haben sich die Player kennen und schätzen gelernt. Durch sich ergänzendes Know-how sind viele Partnerschaften und Kooperationen hervorgegangen – sowohl zwischen Hochschule und Unternehmen, als auch zwischen den Firmen. Ferner haben die auf den Veranstaltungen geknüpfte Kontakte von Doktoranden und Diplomanden zu Firmenmitarbeitern auch zu Einstellungen in den Unternehmen geführt.

Welche Schwerpunkte in der Bildverarbeitung gibt es im Norden?
Nawrath: Hier muss zwischen drei Gruppen, die Bildverarbeitung betreiben, unterschieden werden: den Hochschulen, an denen Forschung und Entwicklung betrieben wird, den Unternehmen, die Bildverarbeitungssysteme oder Komponenten für Bildverarbeitungssysteme herstellen und vertreiben sowie den Unternehmen, die Bildverarbeitungssysteme einsetzen. In den Hochschulen streuen die Forschungs- und Entwicklungsaktiväten über die Aufgabengebiete Robotersehen, Computeranimation, medizinische Bildverarbeitung und Maschinensehen (Qualitätskontrolle und Fertigungsautomatisierung). Die Aktivitäten bewegen sich überwiegend im Bereich der Entwicklung und Optimierung von Algorithmen. Bei den Herstellern sind Schwerpunkte für Inspektionssysteme mit Anwendungen in der Automotive- und Elektronik-Industrie sowie für Sortiersysteme in der Recycling- und Lebensmittel-Industrie und der Gewinnung von Bodenschätzen zu finden. Anwender, teilweise mit Inhouse-Entwicklungsabteilungen, gibt es unter anderem in der Elektronik- und Luftfahrtindustrie, in der Fischverarbeitung, der Möhrenverarbeitung und in der Druckindustrie.

Auf welches Interesse sind Sie mit der Initiative zu Beginn gestoßen - und wie hat es sich entwickelt?
Nawrath: Das Interesse, sich durch die Fachvorträge mit Diskussionen weiterzubilden oder Kontakte zu Partnern aus Hochschule oder Industrie zu knüpfen, ist von Anfang an ständig gewachsen. Dies lässt sich an der Teilnehmerzahl pro Veranstaltung festmachen, die von etwa 30 zu Beginn auf bis zu über 100 gestiegen ist. Ebenso ist heute die Bereitschaft der meisten Teilnehmer, einen Fachvortrag zu halten oder eine Labor- oder Firmenführung zu organisieren, gegeben.

Waren die Firmen während der Veranstaltungen bereit, über ihre konkreten technischen Probleme zu sprechen?
Nawrath: In den Vorträgen berichten die Firmenvertreter natürlich nur allgemein über Aufgaben und Probleme. Hieraus ergeben sich dann Anknüpfungspunkte für ein bilaterales Gespräch, wozu dann beim Imbiss am Ende einer Veranstaltung Gelegenheit gegeben ist. Die Demonstrationen und Erläuterungen bei den Labor- und Firmenbesichtigungen sind ebenfalls Ausgangspunkte für weitere spezifische Gespräche.

Zu den Aufgaben der Initiative zählte auch die Vermittlung von Kooperationspartnern. Inwieweit ist das in Anspruch genommen worden und dann auch gelungen? 
Nawrath: Herr Werner Jessen und ich als Koordinatoren der Initiative besuchen die Teilnehmer und erhalten dadurch einen Einblick in ihre Aktivitäten auf dem Gebiet der Bildverarbeitung. Aufgrund dieses Wissens haben wir Personen zusammengebracht, die dann auch in vielen Fällen eine Kooperation oder Zusammenarbeit begonnen haben. Dies ist die eine Seite. Hinzu kommen Kontakte, die die Teilnehmer an der Veranstaltung selbst geknüpft haben. Die etwa 10 seither von der ISH geförderten Bildverarbeitungsprojekte können als Maß für Kooperationen Hochschule-Industrie genommen werden.

Welche Möglichkeiten gibt es, die Initiative auch über das Ende der öffentlichen Förderung 2006 hinaus fortzusetzen?
Nawrath: Mit zu dem Erfolg der Initiative trägt die unbürokratische Form der Durchführung bei. Sie gilt es auch in Zukunft beizubehalten. In welcher Form die Initiative fortgesetzt werden soll, steht jedoch nicht fest. Darüber machen wir uns gerade Gedanken. Alle Seiten – Unternehmen, Hochschuleinrichtungen und Landesinstitutionen – sollten ein Interesse an der Fortsetzung haben. Daher bin ich überzeugt, dass wir eine unkomplizierte Lösung finden, die es uns ermöglicht, die für die Organisation und Durchführungen anfallenden Kosten zu decken.


 
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