24.04.2007 | Hochschule / Maritime Wirtschaft |
Fisch for funAm Ufer des Müggelsees ist das hektische Großstadtleben eine Weltreise entfernt. Harmonisch fügt sich das historische Wasserwerk mit seinen märkischen Backsteinbauten in ein kleines Waldgebiet. Doch die Idylle ist es nicht allein, die Carsten Schulz gern in den Ostberliner Stadtteil Friedrichshagen zurückkehren lässt: Gleich neben dem Wasserwerk ist das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) angesiedelt. Hier hat der Agraringenieur promoviert, und hier hat er auch als Juniorprofessor der Humboldt-Uni immer wieder vorbeigeschaut, um mit den Kollegen an gemeinsamen Projekten zu arbeiten.Entsprechend herzlich ist die Atmosphäre, als Schulz beim IGB eintrifft. Technische Tipps und Anregungen will der 34-Jährige aus Berlin mit an seine neue Wirkungsstätte nach Schleswig-Holstein nehmen. Zum 1. April übernimmt Schulz die Stiftungsprofessor für Marine Aquakultur an der Kieler Uni. Und mit der neuen Stelle ist die wissenschaftliche Leitung der geplanten Forschungs-Fischfarm der Gesellschaft für Marine Aquakultur (GMA) in Büsum verbunden. Da trifft es sich gut, dass das IGB erst vor einem halben Jahr eine neue Aquarienhalle mit neun Kreislaufsystemen in Betrieb genommen hat.
"Der Junge macht in Fisch": Der neue Stiftungsprofessor für Marine Aquakultur der Uni Kiel, Carsten Schulz, am Fischbecken des IGB in Berlin
Sein großes Interesse an Fischen kommt nicht von ungefähr: Daheim im niedersächsischen Landkreis Vechta hatte sein Vater Fischteiche gepachtet. Nichts lag für den Filius da näher, als selbst angeln zu gehen und zu Hause Fische in Aquarien zu halten. Im Grunde war das bereits die Motivation, mich auch im Studium damit zu beschäftigen, sagt Carsten Schulz rückblickend. Vom einstigen Klosterschüler zum künftigen Kabeljauforscher dieser Karriere halfen jedoch auch die politischen Ereignisse in Deutschland. Mit der Wiedervereinigung eröffnete sich dem Studenten Schulz die Chance, sein landwirtschaftliches Studium in der Fachrichtung Fischwirtschaft und Gewässerbewirtschaftung an der Berliner Humboldt-Uni fortzusetzen einer Disziplin, die es im Westen nur als Nebenfach gab. Mit dem Diplom in der Tasche ging er für kurze Zeit in die Wirtschaft, bevor er in die Hauptstadt und in die Forschung zurückkehrte. Die Oma würde sagen: Der Junge macht in Fisch, resümiert Schulz und lacht herzhaft. Nun also Büsum statt Berlin. Salzwasser statt Süßwasser. Nordsee statt Müggelsee. Die marine Aquakultur reize ihn schon deswegen, weil sie relativ unerforscht ist. Wichtig sei es, die Kreislaufanlage in Büsum flexibel zu konzipieren, um verschiedenen Aufgaben nachgehen zu können, sagt Schulz. Technik und Aufzucht seien dabei nicht getrennt zu betrachten. Und nicht nur hierbei baut der Professor auf die Erfahrungen aus anderen Bereichen: Denken Sie zum Beispiel an die ganze molekulargenetische Aufarbeitung der Tierzüchtung. Das könnte durchaus auch bei Fischen angewendet werden. Zumindest in einem Punkt hat sich die Stippvisite an seiner alten Wirkungsstätte schon jetzt gelohnt. Der Fischer vom Müggelsee hat Carsten Schulz einen Zander vorbeigebracht. Nicht zum Forschen zum Genießen. |
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