13.07.2007 | Bauen und Wohnen / Energieeffizienz und Klimaschutz |
Innenleben macht Isolierglas zur InnovationMan nehme eine bewährte Technik, erweitere diese auf pfiffige Weise und schon ergeben sich völlig neue Möglichkeiten. Das traditionsreiche Kieler Unternehmen GSK Glas+Spiegel-Schulz produziert seit 45 Jahren Isolierglas. Insbesondere in den vergangenen Jahren habe sich das Endprodukt enorm gewandelt, sagt Geschäftsführer Axel Schulz. Es ist nicht mehr ein Füller im Fensterrahmen, sondern ein komplexes technisches Produkt. Mit Lösungen unter anderem zum Dämm-, Sonnen- oder Schallschutz sieht sich der mittelständische Betrieb als Pionier in der Isolierglas-Entwicklung. Jüngster Coup: die Kombination von Isolierglas und Vakuumdämmtechnik.Vacurex heißt das neue Element, das vor allem bei Fassadenkonstruktionen Vorteile bietet. Wenn Architekten neben Fenstern weitere Glaselemente zur Gestaltung einsetzen, stellt sich stets die Frage der Wärmedämmung. Herkömmlicherweise wird hinter den emaillierten Glasscheiben eine Isolierung aus Mineralwolle angebracht, die zum Raum hin verkleidet werden muss. Das hat zwei entscheidende Nachteile: Zum einen kann es bei unzureichender Belüftung zur Schimmelbildung an der Verkleidung kommen. Zum anderen beträgt die Einbaustärke je nach gewünschter Dämmleistung schon mal 14, 15 oder mehr Zentimeter. Das beeinträchtigt die Nutzung des Raums erheblich, sagt Schulz. ![]()
Für Fenster- und Fassadenkonstruktionen geeignet: Den Raum zwischen den Scheiben des Isolierglases füllt eine Vakuumdämmplatte Grafik: GSK Glas+Spiegel-Schulz Kiel
Solche Dämmplatten bestehen aus Spezialfolien gefüllt mit hoch porösen Kügelchen aus Kieselsäure als Stützmaterial. In der Vakuumkammer wird den Platten, die in verschiedenen Formen und Größen hergestellt werden können, die Luft entzogen, danach werden sie verschweißt. Das Funktionsprinzip entspricht dem einer Isolierkanne: Thermoskannen halten Kaffee heiß und Eistee kalt, weil sie zwei Wände besitzen, zwischen denen der Luftdruck geringer ist als in der Umgebung. Die Vakuumdämmplatte optimiert dieses Prinzip und erreicht damit eine Wärmeleitfähigkeit, die etwa um den Faktor acht geringer ist als die herkömmlicher Dämmstoffe aus Polystyrol. Im Winter dringt Raumwärme nicht unnötig nach außen, im Sommer die Hitze nicht nach innen. Das Isolierglas ist wie eine Verpackung für die Vakuumdämmplatte, sagt Schulz. Beim Einbau vor Ort könne die Folie und damit das Vakuum nicht mehr beschädigt werden. Dass das Kieler Unternehmen Spezialist dafür ist, empfindliche Funktionselemente in Isolierglas zu integrieren, zeigen Einbauten anderer Art wie Solarstrommodule, Jalousien oder Metallelemente zur Lichtlenkung. Wir produzieren unter kontrollierten Bedingungen. Damit ist höchste Qualität gewährleistet. Das neue Glaspaneel mit Vakuumdämmung lässt sich in verschiedensten Formen, Stärken und Farben produzieren. Im Rahmen des Netzwerkes Innovative Dämmtechniken, das von der Innovationsstiftung Schleswig-Holstein unterstützt wird, konnte Schulz die jüngste Isolierglas-Entwicklung bereits vorstellen. Eine der Aufgaben des Netzwerkes ist es, den Informationsaustausch zwischen den Marktteilnehmern zu forcieren. Schulz ist für solche Unterstützung dankbar: Im Baubereich führt der Weg bis zur Anwendung unter anderem über Bauherren, Architekten, Baufirmen und Fenster- und Fassadenbauer. Aufgrund dieser Mehrstufigkeit dauert es oft viel länger als in anderen Branchen, bis sich Innovationen durchsetzen. |
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