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24.06.2005 Existenzgründung / Medizintechnik

Aus der Hochschule in den Chefsessel: Kontinuierliche Blutzuckermessung

Etwas leichter hatten sie sich die Gründung ihrer Firma schon vorgestellt: Martin Krahwinkel, Klaus Kröger und Georg Fangmeier haben in der  Arbeitsgruppe Biosensorik an der Uni Lübeck ein Verfahren entwickelt, mit dem kontinuierlich der Blutzuckergehalt ermittelt werden kann – günstiger und bequemer als mit herkömmlichen Methoden. Den Prototypen in der Tasche kam ihnen das Stipendium der ISH im vergangenen Jahr gerade recht, um einen Businessplan zu erstellen und den Weg in die Selbständigkeit voranzutreiben. Doch zur Gründung ist es nicht gekommen – noch nicht. Stattdessen häuften sich zunächst die Fragen.

So hatten die drei Ingenieure geplant, die Infrastruktur eines Industriepartners für die Fertigung zu nutzen. Doch wie soll die Kooperation konkret aussehen? Wie überzeugt man potenzielle Partnerunternehmen? Wie findet man in den Firmen den richtigen Ansprechpartner? Und welche Zahlen legt man Kapitalgebern vor? „Für uns waren diese Dinge vollkommen neu“, erzählt Fangmeier – schließlich stand zuvor allein die Entwicklung ihres Produktes im Vordergrund.

Georg Fangmeier von der Arbeistgruppe Biosensorik hält einen Prototypen für die Push-Pull-Dialyse in der Hand
Georg Fangmeier von der Arbeitsgruppe Biosensorik mit einem Prototypen für die Push-Pull-Dialyse - einem Verfahren zum minimal invasiven, kontinuierlichen Stoffwechsel-Monitoring
Bei dem patentierten Verfahren, das in enger Kooperation mit dem UKSH Lübeck, der FH Lübeck, dem Klinikum Karlsburg und der Firma Disetronic entstand, wird Glukose im Fettgewebe des Unterbauchs bestimmt. Dazu ist in einer perforierten Nadel eine Hohlfaser integriert. In das Gewebe eingebracht, wird von außen eine winzige Menge Flüssigkeit in die Faser gepumpt. Im Gewebe findet ein Austausch mit der Körperflüssigkeit statt: Gelöste Stoffe diffundieren in die Faser hinein. Nach etwa 5 Minuten wird die Flüssigkeit wieder herausgepumpt und zur Messung über einen auf der Haut befestigten Glukose-Sensor geführt. Push-Pull-Dialyse heißt das Prinzip. Mehrere Durchläufe hintereinander sorgen für eine stetige Kontrolle des Blutzuckergehaltes.

„Beherrschen Sie die Technik?“ Das sei in Gesprächen mit Unternehmen stets die Frage gewesen, berichtet Fangmeier. Einen anderen Schwerpunkt setzten die Risikokapitalgeber: Sie hätten über den Prototypen hinaus ein fertiges Produkt verlangt, das zu vertretbaren Kosten hergestellt werden kann. „Soweit sind wir aber noch nicht.“

Als das ISH-Stipendium auslief, gelang es der Arbeitsgruppe, im Rahmen des bundesweiten „Exist“-Programmes eine Anschlussfinanzierung zu erwirken. Jetzt bereitet das Gründerteam den Einsatz einer größeren, handgefertigten Stückzahl ihrer Entwicklung im Klinikbetrieb vor. Die gute Kooperation mit den Fachabteilungen der Uniklinik erleichtert das Vorgehen – und sorgt für auch neue Ideen. So sind die Entwickler darauf aufmerksam geworden, dass sich ihr Verfahren ideal für die Glukoseüberwachung auf Intensivstationen eignet – einem sensiblen Bereich, in dem andere Methoden nicht eingesetzt werden können. Dieses Alleinstellungsmerkmal könnte zum entscheidenden Argument werden, um Partner zu überzeugen. Denn den Gründungsgedanken hat das Team noch längst nicht verworfen.

Foto: Arbeitsgruppe Biosensorik


 
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